Bericht Rheinpfalz 05.01.2012
„Mein Herz hängt an der TSG”
INTERVIEW: Haßlocher Gewichtheberin Nina Schroth führt Gespräche über ihre sportliche Zukunft
HASSLOCH. Mit knapp zehn Jahren hat die Lachen-Speyerdorferin Nina Schroth mit dem Gewichtheben
bei der TSG Haßloch angefangen. Von Jahr zu Jahr steigerte sich die
heute 20-Jährige zu einer der besten deutschen Athletinnen. Ein bisschen
schielt sie noch auf die Olympischen Spiele in diesem Jahr in London.
2016 bei den Spielen in Rio de Janeiro will Nina Schroth auf alle Fälle
auf der Heberbühne stehen. Unser Mitarbeiter Stefan Naumer unterhielt
sich mit der Nationalheberin.
Frau Schroth, wie sind Sie als Mädchen zur eigentlich eher untypischen Sportart Gewichtheben gekommen ?
Begonnen
habe ich mit Turnen bei der TuS Lachen-Speyerdorf. Damals zusammen mit
Yannick Mohmud, dessen Opa Hans Kühn Gewichthebertrainer in Haßloch ist.
Aus Neugierde bin ich dann mal mit ins Training zur TSG und habe auf
Anhieb Spaß mit den Gewichten gefunden. Irgendwann habe ich gemerkt,
dass es meine Sportart ist, in der ich auch erfolgreich sein kann.
Was fasziniert Sie am Gewichtheben? Was zeichnet diese Sportart aus ? Wo liegen Ihre sportlichen Stärken?
Ich
bin bei diesem Sport selbst für meine Leistung verantwortlich. Das
Zusammenspiel von Kraft, Technik und Schnellkraft macht das Besondere
aus. Beim Gewichtheben kommt es
auf Sekundenbruchteile an, ob der Versuch erfolgreich wird. Durch meine
relativ gute Technik sehe ich mich im Reißen stärker. In dieser
Disziplin habe ich bisher auch meine größten Erfolge feiern können.
Es gibt immer noch das weitverbreitete Urteil, dass Gewichtheben gesundheitsschädlich sei. Wie denken Sie darüber?
So
hat die breite Öffentlichkeit früher über unsere Sportart geurteilt.
Mittlerweile raten viele Ärzte Kindern und Jugendlichen zu wohldosiertem
Kraft- und Hanteltraining. Es kann Haltungsschäden vorbeugen. Ich
selbst hatte als Kind einen leichten Rundrücken. Mir hat das Gewichtheben geholfen. Ich habe gesundheitlich keine Probleme.
Wie ist das abgelaufene Jahr sportlich verlaufen?
2011
war bisher das erfolgreichste Jahr in meiner Karriere. Ich habe mich im
Zweikampf gegenüber dem Vorjahr um zwölf auf jetzt 210 Kilogramm
verbessern können. Höhepunkt war die Bronzemedaille für Deutschland im
Reißen bei den Junioren-Europameisterschaften in Bukarest.
Gibt es Gründe für die Leistungsentwicklung?
Ein
Grund ist sicherlich die Tatsache, dass ich nach meinem Abitur mehr
Zeit für das Training investieren konnte. Auch die Umstellung der
Ernährung, zum Beispiel mehr auf die Einnahme von Eiweißen und
Mineralien zu achten, hat den Schub bestimmt positiv beeinflusst. Mit
gezieltem Mentaltraining bin ich im Wettkampf auch nervenstärker
geworden. Ich habe jetzt mehr Selbstvertrauen am Eisen und weniger
Respekt vor großen Gewichten. Die Leistungssteigerung habe ich auch der
Zusammenarbeit mit Jasmin Godon und Peter Götz von einer Mutterstadter
Firma zu verdanken. So hat mir Jasmin Godon die Ernährungspläne
geschrieben, mich physiotherapeutisch behandelt und mit mir erfolgreich
Mentaltraining durchgeführt.
Was
hat sich Nina Schroth in diesem Jahr auf der Heberbühne vorgenommen?
Können Sie sogar noch auf den Olympiazug nach London aufspringen?
Bis
ich im Sommer eine kaufmännische Ausbildung beginne, will ich noch
intensiver trainieren. Ich müsste mich gegenüber den momentanen
Bestleistungen allerdings noch einmal um rund zehn Kilogramm steigern.
Eine kleine Chance besteht, sie ist aber gering, weil ungefähr sechs bis
sieben Frauen für nur zwei Startplätze in Frage kommen. Realistischer
ist für mich die Teilnahme an den Europameisterschaften der Aktiven im
April in Antalya. Da wäre ich gerne als Juniorin schon einmal dabei.
Sportlicher Höhepunkt soll zum Jahresende die Teilnahme an der U23-EM
werden.
Ihr
Heimatverein TSG Haßloch ist in der Regionalliga momentan nur Mittelmaß.
Sollte eine Nationalheberin nicht irgendwann in der Bundesliga an die
Hantel gehen?
Das
denke ich manchmal auch. Mein Wunsch ist es, irgendwann mit einer
Mannschaft in einem Finale um die deutsche Meisterschaft mitzuheben.
Mein Herz hängt an der TSG Haßloch. Aber in der Realität sieht es so
aus, dass wir immer gerade so eine Staffel zusammenbekommen. Ich werde
in den nächsten Wochen ein Gespräch mit TSG-Vereinschef Rudi Einholz
über meine sportliche Zukunft in Haßloch führen. Ich bin
Leistungssportlerin und möchte so viele Erfolge wie möglich haben. Auch
mit der Mannschaft. Jahr für Jahr zeigen Bundesligavereine Interesse an
mir. In der Region würde ich gerne bleiben. Eine Entscheidung ist noch
nicht gefallen.
Mit Hans Kühn, Rainer Dörrzapf und Thomas Faselt unterstützen drei Trainer Ihre Karriere. Was zeichnet die drei aus?
Hans
Kühn ist mein erster Trainer und Förderer vom Beginn meiner Karriere.
Er ist wie ein Opa zu mir und hat mich immer in sportlichen sowie
schulischen Fragen unterstützt. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken. Der
Mutterstadter Rainer Dörrzapf ist mein Trainer am Olympiastützpunkt
Rhein-Neckar. Wir arbeiten seit 2006 zusammen. Er erstellt auch meine
wöchentlichen Trainingspläne. Thomas Faselt ist Bundestrainer der Frauen
am Stützpunkt Leimen. Er begleitet mich auf internationalen
Wettkämpfen. Wir tauschen uns regelmäßig aus.
Als
Nationalheberin müssen Sie sich regelmäßig Dopingkontrollen
unterziehen. Weltweit gibt es im Gewichthebersport immer noch einige
schwarze Schafe, die des Dopingvergehens überführt werden. Wie denken
Sie darüber ?
Ich bin
beispielsweise das letzte Mal am 29. November kontrolliert worden. Als
Kaderathletin muss man immer mit unangekündigten Kontrollen rechnen. Ich
habe kein Problem damit, weil ich für einen sauberen Sport bin und die
Kontrollen unterstütze. Nur bin ich dafür, dass weltweit genauso genau
wie bei uns in Deutschland kontrolliert wird. Bei der letzten WM gab es
leider wieder einige Dopingfälle. Das ist nicht gut für unseren Sport.
Bei mir kämen unerlaubte Mittel nie in Frage.
Das neue Jahr hat gerade begonnen. Was wünschen Sie sich für 2012?
Sportlich
soll es ohne Verletzungen mit meinen Leistungen weiter aufwärts gehen.
Dann soll mir meine Ausbildung Spaß machen. Alles andere wird sich
zeigen. (nau)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen